Wie die Orthopädie mit Stoßwellentherapie bei einer Sportverletzung helfen kann

Jedes Jahr verletzen sich über 1,5 Millionen Menschen beim Sport. Somit kommt es bei etwa fünf Prozent der Sporttreibenden dazu. Nicht jede Sportverletzung muss umgehend ärztlich versorgt werden. Trotzdem können diese lang anhaltende Beschwerden verursachen. Ebenso werden viele Menschen von den Spätfolgen zurückliegender Verletzungen beeinträchtigt. Hier kann eine extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) Anwendung finden, die bereits seit einigen Jahren in der Sportorthopädie verbreitet ist. Wann macht es Sinn, den Orthopäden aufzusuchen?

Sportverletzungen in Deutschland

Sport ist gesund, kann aber auch Risiken bergen [1]. Gerade bei Ball- und Teamsportarten werden unsere Gelenke stark beschleunigt oder abgebremst. Bei einem plötzlichen Richtungswechsel wirken starke Scherkräfte. Probleme können an jedem Körperbereich auftreten. Eine Verletzung des Sprunggelenks zum Beispiel ist nicht nur schmerzhaft und schnell geschehen, sondern auch oft mit langwierigen Heilungsverläufen verbunden.

Arten von Sportverletzungen

Sportverletzungen können insbesondere MuskelnBänder und Sehnen (beispielsweise eine Sehnenscheidenentzündung) betreffen. Auch am Knochen können sie in Form von Frakturen zum Vorschein treten. Grundsätzlich unterscheidet man akute und chronische Sportverletzungen. Zu den akuten Verletzungen gehören beispielsweise Verstauchungen und Zerrungen. Chronische Verletzungen äußern sich in Schmerzsyndromen. Zu den häufigsten Sportverletzungen gehören:

 

  • Sprunggelenkverletzung durch Distorsion (Verstauchung)
  • Muskelzerrung und Muskelfaserriss (z.B. im Bereich der Wade)
  • Luxation (Verrenkung) der Schulter

 

Gerade eine Verletzung des Sprunggelenks ist sehr einschränkend für die Betroffenen. Oft sind solche Sportverletzungen mit einem langwierigen Heilungsprozess verbunden. Hinsichtlich seiner Funktion unterscheidet man das aktive und das passive Bewegungssystem. Der passive Bewegungsapparat wird durch Gelenke, Bänder, Knochen und Bandscheiben, der aktive dagegen durch Faszien, Sehnen und Muskeln. Alle diese Anteile können beim Sport durch Umknicken oder andere Traumata in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine ESWT wirkt dabei auf die Weichteilkomponenten des Bewegungsapparates.

Behandlung einer Sprunggelenkverletzung

Das Vorgehen hängt von den genauen Umständen der Schädigung ab. Auch wenn nach einer Sportverletzung bereits einige Jahre vergangen sind, treten bei vielen Spätfolgen auf. Das kann sich beispielsweise in einer Achillessehnenreizung (Achillodynie) äußern. Tendinosen stellen hier nicht-entzündliche Reizungen der betroffenen Sehne dar. Diese entstehen beispielsweise bei Läufern in Folge einer dauerhaften Überlastung. Rupturen machen ebenso einen großen Teil der auftretenden Sportverletzungen aus [2]. Hier kommt es zu einem Riss von Gewebe, was im Sport häufig Sehnen und Bänder betrifft.

Wann muss man zum Arzt?

Bei akuten oder plötzlich auftretenden Schmerzen ist der Besuch beim Arzt angezeigt. Auch wenn diese länger bestehen, sollte man ungewöhnliche Missempfindungen abklären lassen. Überlastungserscheinungen wie Sehnenreizungen lassen nach dem Aufwärmen meistens zunächst nach, können auf Dauer aber nachhaltige Schädigungen an der betreffenden Sehne auslösen. Bei Schwellungen, äußerlich sichtbaren Hämatomen (blauen Flecken) oder einer stark verminderten Belastbarkeit sollte man möglichst umgehend medizinisches Personal aufsuchen.

Wird eine akute Verletzung wie eine Verstauchung des Knöchels nicht fachgerecht behandelt, kommt es immer wieder zu einer Beanspruchung der betreffenden Stelle. Dann kommt es zu erneuten Verletzungen (sogenannte Retraumatisierungen), wodurch sich chronische Beschwerden entwickeln können. Bewegungseinschränkungen, eine verminderte Belastbarkeit oder anhaltende Schmerzen sind dann die Folge. Sehr viele Sportverletzungen entstehen durch einen Unfall, was sich häufig nicht verhindern lässt. Durch einen angepassten Therapieplan lassen sich auch größere Verletzungen erfolgsversprechend behandeln. Wann Aufbautraining oder passive Behandlungsmethoden Sinn machen, kann häufig nur von fachkundigem Personal entschieden werden – in einigen Fällen kann eine zu frühe Rückkehr zum Sport das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken und zu dauerhaften Leistungseinbußen führen.

Stoßwellentherapie bei Sportverletzungen

Bei Langstreckenläufern wird kein anderes Gelenk so häufig verletzt wie das Sprunggelenk [3]. Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) bietet eine sinnvolle Alternative zur Operation, besonders bei chronischen und langanhaltenden Beschwerden. Die energiereichen Wellen durchdringen weicheres Gewebe und wirken so an der betroffenen Stelle, ohne einen Schnitt setzen zu müssen. So können diverse Überlastungs- und Entzündungsreaktionen behandelt werden, um schnell wieder leistungsfähig zu werden.

Aktuelle Studienlage: Behandlung der Fuß- und Sprunggelenke mit ESWT

Studien zeigen, dass die extrakorporalen Stoßwellentherapie gerade plantare Fersenschmerzen deutlich reduzieren und die Funktion der Fuß- und Sprunggelenke verbessern kann [4]. Nicht-operative Therapiemaßnahmen wie die Stoßwellentherapie führen in ca. 90 bis 95 Prozent der Fälle innerhalb von einem Jahr zu Beschwerdefreiheit bzw. der erwünschten Schmerzreduktion [5]. Neben einer Verletzung des Sprunggelenks kann die Stoßwellentherapie auch zu Verbesserungen der Symptome bei Kreuzschmerzen [6], Karpaltunnelsyndrom (CTS) [7] und anderen Sportverletzungen [8] eingesetzt werden.

Vereinbaren Sie unkompliziert einen Termin:

Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) kann insbesondere dann sehr hilfreich eingesetzt werden, wenn eine Operation vermieden werden soll. Operative Eingriffe am Sprunggelenk sind mit einem aufwendigen Rehabilitationsverfahren und langwieriger Therapie verbunden, abgesehen vom allgemeinen OP-Risiko. Als nicht-operatives Verfahren berichten Betroffene bereits nach wenigen Wochen von deutlichen Verbesserungen ihrer Beschwerden.

Die Stoßwellentherapie regt natürliche Heilungsprozesse im Körper an. Daher benötigt dieser Prozess Zeit und eine fachkundige Betreuung. Die Therapie sollte in ein ganzheitliches und individualisiertes Vorgehen eingebettet sein. Grundsätzlich lassen sich mit einer sinnvoll eingesetzten ESWT die Regenerationsprozesse unterstützen, sodass die Heilung oftmals effizienter im Vergleich mit einer OP abläuft. Zudem können herkömmliche Behandlungsverfahren mit Hilfe der ESWT ergänzt werden. Leistungsorientiert Sporttreibende kommen so auch nach einer komplizierten Sprunggelenkverletzung wieder schnell auf die Beine. Unser Team in Stuttgart berät Sie gerne zu den Einsatzmöglichkeiten einer Stoßwellentherapie.

Quellen:

[1] Niedermeier, M. et al. (2019). Sport – zu Risiken und Nebenwirkungen. Orthopäde,48, 1030–1035. https://doi.org/10.1007/s00132-019-03823-5

[2] Behrens, G. et al. (2019). Achillessehnenläsionen im Sport,35(3),272-279. https://doi.org/10.1016/j.orthtr.2019.07.009

[3] Tschopp, M. et al. (2017). Erkrankungen und Überlastungsschäden an der unteren Extremität bei Langstreckenläufern. Z Rheumatol,76,443–450. https://doi.org/10.1007/s00393-017-0276-6

[4] IQWiG (2017). Extrakorporale Stoßwellentherapie beim Fersenschmerz. Abschlussbericht N15-06,v10. https://www.iqwig.de/download/n15-06_extrakorporale-stoc39fwellentherapie-beim-fersenschmerz_abschlussbericht_v1-0.pdf?rev=117386

[5] Gutteck, N. et al. (2019). Plantarer Fußschmerz. Dtsch Arztebl Int,116,83-8. https://doi.org/10.3238/arztebl.2019.0083

[6] Lange, T. at al. (2020). Die Radiäre Extrakorporale Stoßwellentherapie zur Behandlung des Akuten Unspezifischen Kreuzschmerz – eine Randomisierte Kontrollierte Klinische Studie. Z Orthop Unfall,158(S01),S270. https://doi.org/10.1055/s-0040-1717657

[7] Peter, P. & Rüegsegger, M. (2020). Radiale Stosswellentherapie : eine mögliche konservative Behandlungsalternative bei Patientinnen und Patienten mit mildem bis moderatem Karpaltunnelsyndrom?. https://doi.org/10.21256/zhaw-20743

[8] Philipp, M. (2020). Literaturanalyse zur wissenschaftlichen Wirksamkeit von klassischen und modernen konservativen Therapiemaßnahmen bei Sportverletzungen. Hochschulschrift. https://doi.org/10.5283/epub.44283

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